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Procura Fühlingsausgabe 2024

Die mentale Gesundheit ist fundamental für das
persönliche Wohlbefinden, indem sie emotionales
Gleichgewicht fördert, Stressbewältigung erleichtert,
das Selbstwertgefühl stärkt, gesunde zwischenmensch-
liche Beziehungen ermöglicht und die Lebenszufriedenheit
steigert. Psychische Belastungen und besonders Stress können
nicht nur Emotionen und Verhalten beeinflussen, sondern sich
auch direkt auf die physische Gesundheit auswirken - in Einzelfällen
können sich Sehstörungen entwickeln.
BLIND VOR
STRESS
Verschwommenes Sehen, Augenzucken, Kopfschmerzen und
tränende oder trockene Augen können Symptome von Stress sein.
Stress ist ein Zustand von emotionaler und körperlicher
Anspannung, der durch Bedrohung, Herausforderung
oder Belastung ausgelöst wird. Dabei werden Stresshor-
mone wie Adrenalin und Kortison freigesetzt, was den Körper
in eine Leistungsbereitschaft versetzt: Das Gehirn wird stärker
durchblutet, die Muskeln spannen sich an, der Herzschlag
beschleunigt sich. In angemessenen Mengen kann Stress als
Antrieb dienen und die Leistungsfähigkeit steigern. Dauerhafter
Stress kann jedoch gesundheitliche Probleme verursachen, da
der Körper sich ständig in Alarmbereitschaft befindet. „Dass
Stress auch für Sehbeschwerden verantwort-
lich sein kann, ist vielen Patienten oft nicht
klar“, erklärt Dr. Nicola Sommer aus der
Augenarztpraxis im Cura Center in Speyer.
Ein Auge für Details
Sehstörungen infolge von Stress entstehen oft
durch eine Überlastung der Nerven und Mus-
keln im Auge. Dies kann dazu führen, dass
feine Blutgefäße undicht werden und Flüssig-
keit austritt, was wiederum Schäden an den Sinneszellen der
Netzhaut zur Folge haben kann. Bei einigen Betroffenen wird
die Sehstörung Chorioretinopathia centralis serosa (CCS) diag-
nostiziert. Sie ist auch als "Managerkrankheit" bekannt, da sie
besonders häufig bei Personen auftritt, die hohem beruflichem
Stress ausgesetzt sind. Klassische Symptome dieser Sehstörung
sind graue Flecken im Zentrum des Gesichtsfeldes, die sich
nicht wegbewegen, verändertes Farbsehen sowie unscharfes
und verzerrtes Sehen. Traumatische Erlebnisse können eben-
falls Ursache für solche Sehprobleme sein. Ein Beispiel hierfür
ist die "psychogene Blindheit": Als Folge verdrängter seelischer
Konflikte können Patienten nur unscharf oder gar nicht mehr
sehen, obwohl ihre Augen gesund sind. Die Patienten unter-
drücken Sehinformationen unbewusst, da sie die belastenden
Erlebnisse im übertragenen Sinn nicht wahrnehmen wollen.
Alles im Blick
Frau Dr. Sommer betont: „Nicht jeder, der unter Stress steht
oder psychische Probleme hat, entwickelt
zwangsläufig Sehstörungen. Dennoch ist es
ratsam, bei anhaltenden Sehbeschwerden
eine gründliche Diagnostik durch einen
Facharzt durchführen zu lassen.“ Grundsätz-
lich ist es wichtig, den Stress im Alltag zu re-
duzieren und den Körper zu entlasten. Regel-
mäßige Bewegung, ausreichender Schlaf,
gesunde Ernährung, Zeit im Freien und Medi-
tation sind effektive Wege, um Stress zu min-
dern. Tiefe Atemübungen, Stressbewältigungstraining und
Gesprächstherapien können ebenfalls dabei helfen, das Fort-
schreiten von stressbedingten Sehschwächen zu verhindern